Bumperfatscha – Lob der Vielfalt
Chasper Pult, Sprachwissenschaftler und Kulturvermittler, Rätoromane
Das grosse Glück der Schweiz ist ihre sprachliche Vielfalt. Das stimulierende Mensis Foederatis der Fondazione Diamante thematisiert diese Vielfalt gleich auf zwei Weisen:
In den Redewendungen widerspiegeln sich Lebensweisheiten wie die Bedeutung der Kastanien in den Südtälern (La castégne l’è el pan di pòuri – Die Kastanie ist das Brot der Armen), der Pragmatismus der Deutschschweiz (Met de Gable esch s en Eer, met em Löffel öberchom me mee) und die Sinnlichkeit der Romandie (La panfa aminne la danfe – Der Bauch führt den Tanz an).
Die ausgewählten Sprichwörter widerspiegeln nicht nur die viersprachige Schweiz, sondern die vielfältige Dialektlandschaft innerhalb der Landessprachen. Wir erinnern uns an Goethes Wort: Der Bär brummt nach der Höhle, in der er geboren ist.
Wie die Dialekte und die Lebensweisheiten ist auch die Vielfalt unter den Menschen gross und damit grossartig. Ein Wert, der für die Fondazione Diamante eine Verpflichtung darstellt.
Nun lasst uns zu Tisch gehen und mit gewohnter europäischer Höflichkeit «Guten Appetit» wünschen! «Bun appetit» sagt man heute auch in Romanischbünden, doch handelt es sich dabei um ein junges über die deutsche Schweiz aus Frankreich importiertes Wort. Früher sagten die Rätoromanen «Bumperfatscha», worin wir den lateinischen Ursprung «Bonum per faciem» (gut für das Gesicht) erkennen.
Möge das Mahl so gut sein, dass sich dies im Antlitz spiegelt. Wir sind zuversichtlich, dass die auf dem Mensis Foederatis servierten Speisen Freude im Gesicht zu wecken wissen, auch dank den vielfältigen vielsprachigen Sprichwörtern.